henry lefebvre, aus „la production de l’espace“, 1974

 

(auszug)

 

„die gesetzmäßigkeit des raumes ruht im raum selbst. seine geheimnisse können nicht durch ein trugbild scheinbar klarer verhältnisse zwischen innen und außen gelüftet werden…

kann man von einer spinne behaupten, sie arbeitet? […] hat sie überhaupt ein wissen von dem, was sie tut?

sie produziert, scheidet sekret aus und nimmt einen raum in besitz, erzeugt und bringt ihn durch eigene fähigkeiten ans licht: den raum ihres netzes, einen ort jägerischer list und elementarer bedürfnisse. kann man den raum der spinne als abstrakten raum denken, der von so unterschiedlichen objekten besetzt ist wie ihrem körper, ihren spinndrüsen, und beinen?

mit allem, woran sie ihr netz fixiert, […] ?

nein, denn so würde man die spinne in einen analytischen denkraum versetzen, den raum der diskurse, den raum auf diesem blatt papier. damit wären wir auf dem holzweg. denn naturkräfte regeln leben und treiben der spinne – wir könnten auch instinkt oder göttliche fügung sagen.

kann man also sagen, die spinne knüpft ihr netz als verlängerung, als anbau ihres eigenen körpers? Bis zu einem gewissen punkt, ja. aber diese formulierung birgt auch probleme. sobald man nämlich von den symmetrischen seiten räumlicher strukturen spricht, wie befestigungspunkten, maschenwerk, zentrum und peripherie, die das netz ja verkörpert: weiß dann die spinne von diesen strukturen als solchen? durch ein wissen, das dem unseren entspricht? sicherlich nicht: die spinne produziert. aber ohne zu denken? sicher denkt sie, aber nicht wie wir.

 

die produktion des raumes beginnt hier mit der produktion des körpers und dehnt sich bis zur produktiven ausscheidung eines wohnens aus, das gleichzeitig werkzeug und mittel ist. natur und entwurf, das organische und das mathematische, produzieren und ausscheiden, kann man genauso wenig trennen, wie das innen vom aussen. Bereits die spinne als niederes wesen, markiert den raum und orientiert sich an winkeln wie wir … schon sie dehnt sich jenseits ihres tierischen körpers in einer zweiten natur von besitztümern aus, die sie nun selbst wieder hervorbringen, in ihrem produktiven und reproduktiven treiben. für die spinne gibt es links und rechts, oben und unten …

ihr hier und jetzt verlässt somit den bereich des rein gegenständlichen, weil es beziehungen und bewegungen in sich einschließt. – es folgt daraus, dass die fundamentalen gesetze

der raumorientierung zuallererst im körper selbst angelegt sind. das andere ist gegenwärtig als gegenüber des ich. ein körper gegenüber einem anderen körper, undurchdringlich, außer für gewalt – oder liebe, objekt sich ausdehnender kräfte, aggression, oder begehren. hier ist innen auch außen, so wie das andere auch körper ist, verletzbares fleisch, empfängliche symmetrie …“

(so liegen sekret und geheimnis eng beieinander.)