Statement von Integrationsdezernentin Dr. Eskandari-Grünberg zum Kunstprojekt "Abgerippt", 06. Mai - 20. Mai 2012, Friedrich-Stoltze-Schule, Seilerstr. 36, Frankfurt am Main
"Mit dem Kunstprojekt "Abgerippt", einer Ausstellung über Frankfurter Gang- und Jugendkulturen, werfen die Initiatoren einen Blick auf ein Phänomen der späten 1980er und frühen 1990er Jahre.
Aus einer selbst empfundenen prekären sozialen Opferrolle heraus versuchten diese Jugendlichen, in einer eigenen Gruppenkultur sich als Gleiche unter Gleichen Anerkennung und Aufmerksamkeit zu verschaffen, auch mit dem Mittel von Gewalt. Es ist das Vorrecht von Kunst, sich solchen Themen zu widmen, ohne selbst eine wertende Haltung einzunehmen.
Daher ist festzuhalten: Es handelte sich in vielen Fällen um delinquentes Verhalten; 'Abrippen' und 'Jacken abziehen' sind nichts anderes als Straßenraub. Auch für die Gangmitglieder, die selbst nicht delinquent wurden, gehörte Gewalt in vielen Fällen zur Gruppenidentität.
Zugleich lohnt es sich - gerade im Abstand von einer Generation -, sich mit diesem Teil unserer Stadtgeschichte zu befassen und einmal die Perspektive umzukehren: anhand von Bildern und Momenten Erfahrungen des Ausgeschlossen-Seins und empfundener Demütigungen nachzuvollziehen.
Im historischen Abstand handelt es sich dabei um ein wiederkehrendes soziales Phänomen, denken wir an die Zeit der Halbstarken in der Nachkriegszeit oder an die Geschichte von Rockerbanden, 'Punks' und 'Skinheads'.
Ein kritischer Umgang mit diesem Teil unserer lokalen Geschichte kann heute auch zu einem besseren Verständnis beitragen, wie es jetzt erneut zu Formen einer Abwendung von unserer Gesellschaft und zu Radikalisierung kommen kann."
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